Laura de Santillana

Die 1955 in Venedig geborene Künstlerin wuchs als Enkelin von Paolo Venini auf, der 1921 die Firma Venini, Murano, gründete.
Bereits ihre ersten Arbeiten wurden vom Corning Museum of Glass erworben. 1975 begann sie bei Vignelli Associates und an der School of Visual Arts, New York, Design zu studieren. Von 1975 bis 1985 war De Santillana für Venini tätig, es entstanden zahlreiche Entwürfe für Lampen und Objekte. Nach dem Verkauf der Firma Venini konzentriert sich die Künstlerin seit 1993 ausschließlich auf die Kunst. Ihre Werke sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen weltweit vertreten, wie z.B. dem São Paulo Museum of Art, Brasilien, dem Museum of Arts and Design, New York, und dem V&A, London. Zu ihren letzten Ausstellungen zählt „I Santillana“, realisiert von Le Stanze del Vetro, in Zusammenarbeit mit ihrem Bruder Alessandro Diaz de Santillana, die sowohl 2014 in Venedig als auch 2015 im MAK Museum in Wien gezeigt wurde. Zeitgleich war die Ausstellung „Wunderglas“ im Museum Schloss Ambras in Innsbruck zusehen.

Laura de Santillana gehört zu den bedeutendsten Glaskünstlern der Gegenwart. Ihre Objekte vereinen die Tradition der venezianischen Glaskunst mit dem technischen Fortschritt der heutigen Zeit. Befreit aus dem Kontext als Gebrauchsgegenstand, rückt De Santillana das Material Glas in den Mittelpunkt. Ihre Arbeiten rufen Assoziationen zur Farbfeldmalerei und den Gemälden Mark Rothkos hervor. In der Skulptur erhält die Farbe eine eigenständige Position im Raum. Das durch das Glas hindurch schimmernde Licht erweitert den Sinneseindruck der Malerei um vielfache Farbreflexe und erschließt ungeahnte Farbspektren. Es entstehen Gebilde purer Farbe oder Monochrome, die über die Form an sich reflektieren. Die Künstlerin erschafft flache, rechteckige Formen, deren äußere Wände sich berühren. Zwischen den Berührungspunkten entsteht ein fast unsichtbarer Zwischenraum, ein geheimnisvoller Punkt der Interaktion im Inneren des Objekts. Das massive Glas formt die Künstlerin zu einer lebendigen Gestalt mit bewegt wirkenden Rundungen und weichen Kanten. Der dynamische Entstehungsprozess scheint in der Erstarrung eines Moments festgehalten. Dabei legt die Künstlerin ihre Werke immer als Serie an, die in Ihrer Entwicklung auf einen längeren Zeitraum ausgerichtet ist. Die immer wiederkehrende Form lässt eine Betrachtung aller Möglichkeiten und Variationen zu, um die Essenz des Materials herauszuarbeiten. Das Ziel ist die Harmonie von Farbe und Form, die Annäherung an die Balance der Natur.
Die Serie „Tokyo-Ga“ zeigt die Nähe der Künstlerin zu Japan. Hier findet sie sich nicht nur spirituell sondern auch ästhetisch wieder, inspiriert von der japanischen Formensprache in Kunst und Architektur. So wird das sanfte Licht, das durch einen japanischen Papierschirm in den Raum fällt, das Spiel von Licht und Schatten, in den Glasobjekten der „Tokyo-Ga“-Serie aufgegriffen.